Mehr noch als der Realfilm lebt Trickfilm von Bewegung, Dynamik und passendem Timing. Es ist immer wieder ein kleines Wunder, wenn im Trickfilm Dinge lebendig werden. Wie stimmig Bewegungen geraten, ob uns im Film interessante Abläufe gelingen, ob das Timing der Szenen stimmt, all das kann dazu beitragen, auch die Zuschauer zu bewegen.
Um Figuren realitätsnah zu bewegen, ist es hilfreich sich anzusehen, wie Menschen oder auch Tiere sich fortbewegen und ihre Bewegungsabläufe zu studieren. Betrachten wir das einfache Gehen: Machen Sie sich und Ihren Projektteilnehmern klar, dass der Bewegungsimpuls einer laufenden Figur aus dem belasteten Fuß kommt, der fest auf dem Boden steht. Über ihn rollt die Bewegung ab und von ihm drückt die Figur sich schließlich für einen neuen Schritt ab. Den neuen Schritt fängt sie mit dem nachgezogenen Fuß ab (sonst würde sie nach vorne umkippen), nun wird dieser belastet und der Ablauf wiederholt sich. Üblicherweise schwingen die Arme dabei in entgegengesetzter Richtung. Für die Animation bedeutet das: Sobald eine Figur einen Fuß im Gehen vor sich auf den Boden gesetzt hat, darf er nicht wieder rückwärts rutschen. Man hievt mehr oder weniger die gesamte Figur über diesen Fuß, der zum Drehpunkt wird, während sich der hintere Fuß vor den belasteten Fuß setzt und nun seinerseits zum Drehpunkt wird.
Ähnlich verfahren Sie mit Tierbewegungen. Bei springenden Tieren wechseln sich die belasteten Drehpunkte ab. So sind bei einer Katze erst die Hinterbeine belastet, von ihnen ausgehend streckt sich der komplette Körper nach vorne, die Vorderpfoten fangen den Sprung auf, werden belastet und der restliche Körper wird in einer Bogenbewegung nachgezogen, kurz hinter den Vorderpfoten setzen die Hinterbeine auf.
Der stimmige Ablauf einer Bewegung ist das eine Ziel. Mindestens so wichtig für ein interessantes Ergebnis ist deren Dynamik. Eine Bewegung, die in immer gleicher Geschwindigkeit abläuft, wirkt monoton und mechanisch und daher auch schnell langweilig. Setzen Sie daher bewusst die Elemente Verlangsamung und Beschleunigung ein, wechseln Sie zwischen Stillstand und Bewegung. Gerade solche kleinen Details können die Qualität des Films enorm verbessern.
Animieren Sie den Anfang einer Bewegung in größeren Abständen als ihren Mittelteil und vergrößern Sie die Abstände zum Ende der Bewegung wieder. So beschleunigt sich anfangs die Bewegung und wird am Scheitelpunkt am langsamsten. Das trifft sowohl auf Figuren wie auf Gegenstände zu. Fliegt z.B. ein Ball von einer Figur zur anderen, lassen Sie ihn in großen Abständen bei der einen Figur starten, verkleinern Sie sie zunehmend mit steigender Flugbahn und vergrößern Sie sie wieder zunehmend nach dem Scheitelpunkt der Flugbewegung. Zusätzlich sollte der Impuls des Balles dazu führen, dass die Hände der fangenden Figur erst nach hinten mitgenommen werden, dann erfolgt ein kurzer Moment des Stillstands bevor in einer Umkehrbewegung der Ball wieder abgeworfen wird.
Hüpft der Ball über den Boden, kann dazu noch die Verformung durch den Aufprall kommen, der Ball wird im Moment des Stillstands plattgedrückt. Soll eine Figur eine schnelle schwungvolle Bewegung machen, holt sie mit einer Gegenbewegung zuerst aus (führt z.B. die Arme vor dem Abwurf nach hinten, geht vor dem Absprung in die Hocke oder lehnt vor dem Sprint den gespannten Körper zurück). Scheuen Sie sich nicht, diese Dynamik zu übertreiben, gerade das macht oft den Witz einer Animation aus.